35 Jahre lang war Karljosef Schattner, geboren am 28. August 1924 in Gommern, Diözesanbaumeister und damit der oberste Baubeamte der Diözese Eichstätt. Er war es, der nach den Baumeistern des Mittelalters und des Barocks der Stadt zum dritten Mal zur architektonischen Blüte verhalf. In seinen Bauten gelang Schattner die perfekte Symbiose zwischen barocker Üppigkeit und moderner Strenge, die sich in seinen bevorzugten Materialien Stahl, Beton, Glas und Lochblech ausdrückte. Diese gestalterischen Gegensätze fügte er trennend zusammen, was er selbst - frei nach Bach - als die "Kunst der Fuge" bezeichnete.
Vor allem bei seinen Arbeiten für die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt bewies Schattner Genialität, die auch heute noch in ihren Bann zieht: Hier fügt sich ein klarer Kubus zwischen die Flügel der ehemaligen Orangerie, dort überspannt Stahl das ehemalige Waisenhaus, da eröffnet sich im prachtvollen Ulmer Hof ein modernistischer Mikrokosmos.
Im Jubiläumsjahr "100 Jahre Schattner" lässt sich diese in Deutschland einmalige Architekturwelt auf ganz unterschiedliche Weise erkunden: bei Architekturführungen etwa oder bei der Sonderausstellung "Die Kunst der Fuge" im Domschatz- und Diözesanmuseum. An der Universität sind ebenfalls Ausstellungen geplant - und im Sommersemester widmen sich außerdem alle Unikonzerte auf ganz unterschiedliche musikalische Weise dem Wirken des Diözesanbaumeisters.
Wie wunderbar Klang und Architektur zusammenpassen, zeigt auch das "Musikfest Eichstätt", das 2024 seinen zehnten Geburtstag feiert: Am 11. Mai 2024 laden Musiker der Frankfurter Musikhochschule zu Wandelkonzerten in den Bauten von Karljosef Schattner und Kollegen ein.