Die Lithografie spielt in Eichstätt eine ganz besondere Rolle. Schließlich waren die Kalkplatten der Gegend ausschlaggebend für die Erfindung dieses Steindruckverfahrens, die Alois Senefelder im Jahr 1798 gelang.
Wie bei vielen großen Dingen verhalf der Zufall dem in wirtschaftliche Not geratenen Theaterautor Senefelder zu seiner großen Erfindung: Bei seiner Suche nach einer kostengünstigen Vervielfältigungsmethode für seine Stücke entwickelte er 1798 die Lithografie mit Solnhofener Steinplatten. Der Siegeszug des weltweit ersten Flachdruck-Verfahrens begann und hielt weit über 100 Jahre an. Den Erfolg verdankte die Lithografie auch der Kunst. Mit Hilfe des Steindrucks konnte man die Werke alter Meister gut kopieren.
Im Naturpark Altmühltal würdigt man die großartige Erfindung Senefelders mit vielen Ausstellungen und Veranstaltungen. Schließlich brachten die Kalkplatten der Region im 19. Jahrhundert Weltruhm und Geld ein. Druckereien aus Europa, Amerika und Australien bestellten Platten aus den Brüchen um Solnhofen. Dank der großen Nachfrage entstanden große Hallen mit Schleifstraßen zur Steinverarbeitung.
In Eichstätt ließ man sich etwas Besonderes und Nachhaltiges einfallen: Die Performancekünstlerin Li Portenlänger richtete zusammen mit der Stadt Eichstätt eine Künstlerwerkstatt ein. Dafür wurden eine funktionsfähige Lithopresse und etliche Lithosteine gekauft. Li Portenlänger will mit der Werkstatt die Lithografie dauerhaft vor Ort bewahren: „Die Lithografie hat ihre Wurzeln im Altmühltal und hier ist die Heimat für den Solnhofer Stein, den weltweit einzigen Stein, der für Lithografie geeignet ist.“ In der Werkstatt wird sowohl die Herstellung zeitgenössischer Kunstdruckblätter als auch der Druck mit alten Lithosteinen von namhaften, internationalen Künstlern demonstriert. Außerdem werden immer wieder besondere Ausstellungen oder Veranstaltungen angeboten.
Der Erfolg von Senefelders Erfindung lag einst darin, dass man sich das aufwendige spiegelverkehrte Schreiben von Noten oder Texten ersparen konnte. Allerdings benötigte er bis zum Durchbruch einige Zeit: Anfangs standen Experimente mit Kupferplatten an, zufällig stieß er dabei auf den Solnhofener Kalkschiefer. Nach Versuchen mit Ätzungen und dem Wachsstift konnte er bereits eine Hochdruckplatte herstellen. Schließlich gelang Senefelder der entscheidende Schritt, indem er das Prinzip des „chemischen Druckes“ erkannte. Dieses beruht auf der Abstoßung von Wasser und Fett. Durch den Einsatz von Ölfarbe, Gummiwasser und Fett-Tinte konnte er auf geschliffenen Steinplatten seitenverkehrte Druckvorlagen fertigen – der Flachdruck war erfunden.
Für die Erfindung der Lithografie erhielt Senefelder von König Maximilian Josef sogar ein „privilegium exclusivum“, heutzutage würde man von einem Patent sprechen. Obwohl im Jahre 1799 bereits die erste Litho-Druckerei in München entstand und sich das Druckverfahren rasch verbreitete, blieb Senefelder der große wirtschaftliche Erfolg in seinem Leben versagt: „Und dennoch bin ich unter den Erfindern einer der glücklichsten gewesen, da ich eine so große Ausbreitung der Lithografie erlebt habe.“ Dies schrieb Alois Senefelder wenige Monate vor seinem Tod. Er starb am 26. Februar 1834.
Auskunft: Li Portenlänger, Postfach 1334, 85072 Eichstätt, Tel/Fax: 08421/2588