04. April 2025
Teil 1 der Serie: Was machen eigentlich die STADTWERKE?
Das Nahwärmenetz Innenstadt ist gerade eines der großen Themen bei den Eichstätter STADTWERKEN. Bekanntlich plant die städtische Tochter ein neues Heizwerk mit regenerativem Energieträger für die zahlreichen denkmalgeschützten Gebäude in der Altstadt. Doch die Anlage wird nicht die erste dieser Art, die die STADTWERKE in Eichstätt betreiben. Zwei solche Heizwerke am Anger und in der Sollnau beliefern bereits seit mehr als 10 Jahren zuverlässig, aber still und unauffällig ganze Stadtviertel Eichstätts mit Wärme. Grund genug, einmal hinter die Kulissen des Biomasseheizwerkes in der Sollnau zu gucken und sich vom Betriebsleiter Helmut Zecherle erklären zu lassen, was hier passiert. Denn seit es 2010 in Betrieb gegangen ist, leistet die Fernwärmeanlage Schottenau in Eichstätt einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung der Stadt.
Welches Material wird genutzt und wie viel wird gebraucht? Die Anlage wird hauptsächlich mit Hackschnitzeln befeuert, die primär von der Firma Hahn aus Regensburg geliefert werden. Zusätzlich werden jedes Jahr auch lokale Lieferanten miteinbezogen. Das Material hat einen Wassergehalt von bis zu 50 Prozent - ofenfertige Pellets oder reines, getrocknetes Holz sind nicht verwendbar. Die Anlage hat ein Lagervolumen von maximal 500 Kubikmetern, was im Winter nur etwa für vier Tage reicht. Im Winter werden nämlich wöchentlich sieben Lkw-Ladungen mit je 25 Tonnen Hackschnitzeln benötigt, im Sommer genügt eine Ladung.
Wie funktioniert das Heizwerk? Die Hackschnitzel werden vollautomatisch vom Lager in den Brennofen transportiert und dort bei etwa 1.000 Grad Celsius verbrannt. Die dabei entstehende Rostasche von rund 150 Tonnen pro Jahr wird im Keller gesammelt und fachgerecht entsorgt. Die entstehenden Abgase durchlaufen einen effizienten Filterprozess. Im ersten Filter werden die groben Aschebestandteile abgetrennt und erneut verbrannt, während der nachfolgende Elektrofilter den Feinstaub zu 98 Prozent herausfiltert. Die jährlich anfallenden rund fünf Tonnen Feinstaubfilterasche werden separat entsorgt. Dank elektronischer Überwachung erzielt die Anlage exzellente Abgaswerte. Die erzeugte Wärme wird über einen Wärmetauscher an das Heizwasser übergeben, welche dieses auf 85 Grad Celsius erhitzt und über ein Fernwärmenetz an die Endverbraucher leitet. Sollte diese Temperatur nicht ausreichen, weil es zu kalt ist, unterstützt eine Erdgasheizung mit einer maximalen Heizleistung von 5.500 kW. Diese Erdgasheizung springt auch ein, wenn die Biogasanlage defekt wäre, sodass ein warmes Wohnzimmer immer gewährleistet ist. Im Jahresdurchschnitt deckt die Biogasanlage 75 Prozent des Wärmebedarfs, während die Erdgasheizung 25 Prozent übernimmt. Ein Pufferspeicher mit einem Volumen von 30 Kubikmetern reguliert die Holzkesselleistung und verhindert Überproduktion. Der Biomassekessel selbst arbeitet schon ab einer Außentemperatur von plus 6 Grad Celsius auf Volllast. Übrigens: Der Kessel muss regelmäßig bei einer Betriebstemperatur von etwa 800 Grad Celsius gereinigt werden. Das nimmt rund fünf Stunden in Anspruch, zwei Mitarbeitende wechseln sich bei dieser Aufgabe ab.
Wen versorgt die Biogasanlage in der Schottenau? Die Fernwärmeanlage versorgt vor allem Großkunden wie die Bereitschaftspolizei, einige Gebäude der Diözese, das Schulzentrum, die Universität, das Krankenhaus und weitere Einrichtungen. Auch einige Einfamilienhäuser und Studentenwohnheime profitieren von der Wärmeversorgung. Die zu versorgenden Einheiten reichen von 25 bis 2.200 kW.
Welchen Vorteil bietet Fernwärme? Ein weiterer Vorteil dieser Heizmethode – neben dem regenerativen Energieträger - ist ihre Wartungsfreundlichkeit und Effizienz. Die Kund/-innen benötigen keine eigenen Heizungen mehr, sondern lediglich eine „Fernwärmeübergabestation“, die im Eigentum der Stadtwerke Eichstätt bleibt. Dank eines 24/7-Bereitschaftsdienstes wird die Funktionsfähigkeit der Anlage kontinuierlich überwacht und Störungen sofort behoben.
Von Nadine Suchy